Erläuterung zum Wappen aus der Heimatbeilage der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim Nr. 2 vom August 1991:
In der Literatur ist überliefert, dass das Appenheimer Wappen aus
einem roten spanischen Schild mit weißem von oben rechts nach unten
links verlaufendem Schrägbalken besteht (zweimal Schräggeteilter
Schild). Auf diesem Schrägbalken befanden sich drei rote Ballen.
Das Wappen wurde vom Hübner- und später vom Schöffengericht bis zum
Beginn der Neuzeit benutzt. Vermutlich war es das Wappen der Ritter von
Appenheim. Der älteste Nachweis stammt aus dem Jahre 1338 als der Junker
Hans Sybolde von Appenheim als Schultheiß von Laubenheim mit diesem
Wappen seine Amtsgeschäfte besiegelte.
Im 17. und 18. Jahrhundert muss wohl ein anderes Wappen des Gerichts
in Appenheim in Gebrauch gekommen sein. Ein Gerichtssiegel von 1621 mit
dem noch 1750 eine Urkunde ausgefertigt wurde, zeigt einen gestielten
Apfel mit zwei Blättern auf einem Dreiberg. 1711 und nach 1750 trägt das
Siegel den heutigen Schrägbalken mit drei gestielten Äpfeln. Es handelt
sich um ein typisch redendes Wappenbild, das sich offensichtlich auf
den dialektisch falsch verstandenen Ortsnamen Appenheim = Appelheim
bezieht.
Pfarrer Johannes Würth hat in seiner Schrift aus der Geschichte der Gemeinde und Pfarrei Appenheim folgendes festgestellt:
Das hiesige Ortsgericht hatte sein eigenes Siegel, das man als
das Ortswappen betrachten kann. Ein roter spanischer Schild. d. h.
seitlich gradliniger, unten abgerundeter Schild, mit weißem von oben
rechts nach unten links verlaufendem Schrägbalken und auf ihm 3 rote
Ballen. Im Jahre 1621 machte man vorübergehend aus, letzteren einen
Apfel an einem Zweig. Noch bis 1683 währte diese Entstellung. Denn
sicher war es eine solche.
…
Wahrscheinlich war das Älteste hier gebrauchte Siegel des Gerichts
das Wappen der Ritter von Appenheim, die so zahlreich früher genannt
worden sind. Rot und weiß waren übrigens die Farben derer von Sponheim,
zu denen, wie ein früheres Beispiel zeigte, die von, Appenheim in einem
gewissen Abhängigkeitsverhältnis - wenigstens was einzelne ihrer Glieder
betrifft - gestanden hatten.
Während der französischen Zeit, 1798 - 1814, trug das Ortssiegel
zunächst eine allegorische Figur der Republik mit Lanze und
Jakobinermütze und die Revolutionsparolen Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit und die Umschrift MAIRIE D’APPENHEIM (Bürgermeisterei von Appenheim) und ab 1802 den napoleonischen Adler mit gleicher Umschrift.
Nach der Übernahme unseres Gebietes im Jahre 1816 durch das
Großherzogtum Hessen und bei Rhein trug das Siegel zunächst keine
Wappenfigur, sondern nur die Bezeichnung Gemeinde Appenheim.
Die Umschrift lautete:
G. H. BÜRGERMEISTEREI
G. und H. war die Abkürzung für Groß-Herzogliche.
Ab etwa 1825 trug das Siegelrund einen gekrönten Schild mit dem hessischen Löwen und die Umschrift:
+ G.H. BÜRGERMEISTEREI Appenheim +
1919 wurden vom Volksstaat Hessen lediglich die Umschrift in
+ VOLKSSTAAT HESSEN + BÜRGERMEISTEREI APPENHEIM +
umgewandelt.
1933 schufen die Nazis die Selbstverwaltung der Gemeinden fast
völlig ab. Konsequenterweise waren damit selbstständige Wappen und
Siegel der Gemeinden nicht mehr zugelassen und das Appenheimer Siegel
erhielt, wie alle Gemeinden und sonstige öffentliche Einrichtungen, den
nationalsozialistischen Adler.
Nach dem Einmarsch der Franzosen im 1945 verboten diese alle
Nazisymbole. Daraufhin schnitt man das Hakenkreuz im Eichenkranz einfach
aus dem Siegel heraus. Der Adler wurde nicht als Nazisymbol angesehen,
sondern als Symbol des Staates.
Doch bald besann man sich wieder der alten Tradition und führte,
ohne lange zu fragen, das alte Wappen wieder ein. Da es nicht staatlich
genehmigt war, beantrage man 1974 die Genehmigung. Das Verfahren zog
sich jedoch lange hin, weil das Landesarchiv in Speyer eine andere
Auffassung als die Ortsgemeinde hatte. Das Landesarchiv forderte die
Gemeinde auf, zunächst abzuklären ob Unterlagen im Staatsarchiv
Darmstadt vorhanden sind. Am 31. Oktober 1975 teilte das Darmstädter
Archiv u.a. mit: Ein Antrag auf Neuverleihung würde wohl am besten
die auch vom Landesarchiv Speyer bevorzugt Entwurfsform mit den 3 Äpfeln
zugrunde legen.
Bürgermeister Hofmann wehrte sich jedoch gegen diese Vorstellung und
beriet sich mit dem Gemeinderat, der sich seiner Auffassung anschloss.
Er teilte am 3. Juli 1977 der Verbandsgemeinde mit:
… Wir kommen zu der Überzeugung, dass man damit der Geschichte
der Gemeinde Appenheim eher gerecht wird, als wenn man versucht, mit
einem redenden Wappen die Geschichte zu vergewaltigen …
Das Landesarchiv Speyer konnte nun überzeugt werden und erklärte
sich mit dem Vorschlag der Gemeinde voll und ganz einverstanden. Es
führte in seinem Schreiben vom 25. Juli 1977 weiter aus:
Auch die Farbgebung kann wie bei Demandt-Renckhoff beibehalten
werden, doch es wäre ebenso sinnvoll, die Farben zu vertauschen. Die
Farben Rot und Silber würden an die ehemalige Diözese Mainz erinnern und
an die vielfachen Beziehungen Winzer, Klöster zur Gemeinde Appenheim.
Es wäre auch zu bedenken, die Farben der Kurpfalz -Schwarz und Gold-,
die in Appenheim die Ortsherrschaft ausübte, zu verwenden, doch würde
darunter sicherlich die ästhetische Wirkung und die Geschlossenheit des
Wappens leiden. Was die Farbgebung betrifft, sehen wir Vorschlägen und
einer Meinungsäußerung der Ortsgemeinde entgegen.
Die Gemeinde blieb bei den überlieferten Farben Rot und Weiß. Sie
ließ nun eine Reinzeichnung fertigen und der Gemeinderat hatte in seiner
Sitzung vom 16. März 1979 keine Bedenken.
Das Landesarchiv in Speyer stellte in seinem Gutachten vom 30. Mai 1979 fest:
... Das Älteste, im Landeshauptarchiv Koblenz ... verwahrte
Gerichtssiegel von Appenheim aus dem Jahre 1621 zeigt über einem
Dreiberg einen Apfel. Schon seit langem führt die Gemeinde das schon bei
Brilmayer abgebildete, bislang nicht genehmigte Wappen, das jetzt zur
Genehmigung vorgeschlagen und empfohlen wird:
„In Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei roten Kugeln.“
Der Wappenzeichner, Prof. Dr. Leitermann, wie auch Demandt-Renckhoff
im Hessischen Ortswappenbuch, versuchten eine Verbindung dieses
gebräuchlichen Wappens mit dem alten Gerichtssiegel durch ersetzen der
Kugeln durch Äpfel herzustellen, um somit ein redendes Wappen zu
schaffen. Die Gemeinde Appenheim wollte ihr bisheriges Wappen
beibehalten wissen, zumal das Wappen in dieser Form bereits an dem
Rathaus aus dem 16.. Jahrhundert zu sehen ist, die Namensform Appenheim
sich nach der Ortsgeschichte von Pfarrer Würth (1908) von Appa, einem
Synonym für Wasser, herleitet und die dargestellte Form nach demselben
wohl das Wappen eines ortsansässigen Rittergeschlecht darstellte. Die
Wappenfarben Rot und Silber zeigen einerseits die Verbindung Appenheims
zu den Sponheimern auf und weisen zugleich auf die Zugehörigkeit zur
Diözese Mainz und auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Mainzer
Stiften und Klöstern und der Gemeinde Appenheim hin. Das Wappen ist
unter heraldischen Gesichtspunkten geradezu als ideal zu bezeichnen, es
wird der Ortsgeschichte gerecht und ist sehr einprägsam; die Genehmigung
wird empfohlen.