Die Ortsgemeinde Nieder-Hilbersheim darf seit 14. September 1981 ein Wappen führen.
Erläuterung zum Wappen aus der Heimatbeilage der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim Nr. 7 vom Dezember 1991
Das älteste Nieder-Hilbersheimer Gerichtssiegel aus dem Jahre 1697
trug den Hl. Martin und ein kleines Wappen mit dem pfälzischen Löwen am
Schildfuße. Das ovale Siegel trug die Umschrift:
+DER NIEDER-HILBERSHEIMER + DES GERICHTS-INSIEGEL 1697
Brilmayer beschreibt das Siegel etwas anders:
Nieder-Hilbersheim hatte nach einem Siegel vom Jahre 1697 im
Wappenfelde den Hl. Martinus zu Pferde, seinen Mantel mit einem Bettler
teilend. Um das Haupt stehen 4 Sterne. In der oberen linken Ecke
befindet sich der Pfälzer Löwe.
Professor Dr. Leitermann beschreibt 1980 das alte Wappen wie folgt:
Die Gemeinde Nieder-Hilbersheim die bis in die napoleonische Zeit
im Besitz der Kur-Pfalz war, kann auf ein sehr schönes, aber
kompliziertes historisches Wappen zurückschauen. In dem schönen, aber
komplizierten historischen Siegel, erscheint unter einem besternten
Himmel der örtliche Kirchenpatron St. Martin, der den Mantel für den
Bettler teilt. Darunter weist ein kleiner Schild mit dem kurpfälzischen
Löwen auf den Ortsherrn hin.
Ab 1798 führte die Gemeinde kein Siegel mehr, weil mit Beginn der
französischen Herrschaft auf dem linken Rheinufer Nieder-Hilbersheim mit
Appenheim eine gemeinsame Mairie (Bürgermeisterei) bildete, deren Sitz
in Appenheim war. Nach der Übernahme unseres Gebietes im Jahre 1816
durch das Großherzogtum Hessen und bei Rhein trugen die Siegel zunächst
keine Wappenfiguren, sondern nur die Ortsbezeichnungen. Die gemeinsame
Bürgermeisterei mit Appenheim blieb jedoch bis 1822 erhalten, sodass die
Gemeinde bis zu diesem Jahre kein eigenes Siegel hatte. Ab 1822 trug
des Siegelrund einen gekrönten Schild mit dem hessischen Löwen und der
Umschrift:
+ GR. HESS. BÜRGERMEISTEREI NIEDERHILBERSHEIM +
Während das Siegel der Gemeinde Nieder-Hilbersheim als ein Wort
benutzte, trug das Standesamtssiegel die getrennte, heute übliche
Schreibweise des Ortsnamens.
Obwohl 1919 die Monarchie abgeschafft und der Volksstaat Hessen ins
Leben gerufen wurde, benutzte die Gemeinde Nieder-Hilbersheim in
Gemeinde- und Standesamtsangelegenheiten die alten Siegel weiter.
Erst ab 1920 schnitt man das GR (Großherzogliche) aus der Siegelumschrift heraus und benutzte diese bis 1921 weiter.
1921 wurden neue Siegel angeschafft, die den alten ähnlich waren. Die Umschrift lautete nun:
+ VOLKSSTAAT HESSEN + BÜRGERMEISTEREI NIEDERHILBERSHEIM +
bzw.
+ VOLKSSTAAT HESSEN + STANDESAMT NIEDERHILBERSHEIM
Der hessische Löwe blieb als Wappenbild erhalten und anstelle der
großherzoglichen Krone auf dem Wappenschild wurde nun eine abgewandelte
Krone auf dem Schild aufgesetzt, die man Volkskrone nannte.
1933 schufen die Nazis die Selbstverwaltung der Gemeinden fast
völlig ab. Konsequenterweise waren damit selbstständige Wappen und
Siegel der Gemeinden nicht mehr zugelassen und das Nieder-Hilbersheimer
Siegel erhielt, wie alle Gemeinden und sonstige öffentliche
Einrichtungen, ab 1937 den nationalsozialistischen Adler mit dem
Hakenkreuz im Eichenlaubkranz.
Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1945 verboten diese alle
Nazi-Symbole. Daraufhin schnitt man das Hakenkreuz im Eichenkranz
einfach aus dem Siegel heraus. Der Adler wurde nicht als Nazi-Symbol
angesehen, sondern als Symbol des Staates.
1946 legte sich die Gemeinde ein Siegel ohne Hoheitszeichen zu. Dort, wo sich sonst das Wappenbild befindet, stand nun das Wort
Dienstsiegel.
Im gleichen Jahre erhielt auch das Standesamt ein Dienstsiegel ohne
Wappenbild, das bis 1950 in Gebrauch blieb. Seit 1950 führen die
Standesbeamten das Wappen des Landes Rheinland-Pfalz im Siegel.
1951 besann man sich darauf, dass die Gemeinde doch die Symbole des
alten Gerichtssiegels verwenden könnte. Die Gemeinde ließ sich nun ein
Siegel mit dem alten Wappenbild machen, das bis 1974 in Gebrauch war.
1974 erinnerte man sich daran, dass das Wappen nicht genehmigt und
damit nach dem Gesetz nicht im Siegel der Gemeinde geführt werden
durfte. Wer kein genehmigtes Wappen hatte, musste im Siegel das Wappen
von Rheinland-Pfalz führen. Man schaffte ein neues Siegel mit der
Umschrift:
RHEINLAND-PFALZ GEMEINDE NIEDER-HILBERSHEIM
an, das bis 1980 geführt wurde. Aber auch dieses Siegel entsprach
nicht den Vorschriften, denn in Ortsgemeinden musste die Umschrift
entweder
Ortsgemeinde Nieder-Hilbersheim
oder
Gemeinde Nieder-Hilbersheim Verbandsgemeinde Gau-Algesheim
lauten.
Damit soll aus den Siegeln ersichtlich sein, dass es sich nicht um eine verbandsfreie Gemeinde handelte.
1980 stellte die Gemeinde Überlegungen an, ein Wappen genehmigen zu
lassen. Die Gemeinde wollte ursprünglich das bisherige Wappen
unverändert weiterführen. Der Gemeinderat beschloss dies am 23. Mai 1980
einstimmig.
Des Hessische Ortswappenbuch schlug als Wappen folgendes Bild vor:
Im schwarzen Felde oben der rotbekrönte goldene Pfälzer Löwe,
darunter schräggekreuzt eine goldene Krücke und ein goldenes Schwert,
unten bewinkelt von drei silbernen Sternen.
Dieser Wappenvorschlag wird wie folgt begründet:
Das Siegel „DER NIEDERHILBERSHEIMER DES GERICHTS INSIGEL“ 1697
zeigt den Hl. Martin zu Pferde unter einem bestirnten Himmel mit dem
Bettler den Mantel teilend, darunter einen Löwenschild. Da dieses
Siegelbild in der vorliegenden Form heraldisch nicht verwendet werden
kann, wird vorgeschlagen, das Wappenzeichen des Ortsherrn, den
pfälzischen Löwen, mit Schwert und Krücke als Symbol der Mantelteilung
des St. Martins mit dem Bettler zu verbinden und ihnen die Sterne des
Gerichtssiegels hinzuzufügen.
Dieser Vorschlag wurde jedoch nicht ausgewertet. Man wollte bei dem alten Wappen bleiben.
Das Landesarchiv in Speyer teilte am 17. November 1980 mit:
… Es ist in der modernen Heraldik nicht sehr üblich,
Heiligengestalten darzustellen; da Nieder-Hilbersheim, jedoch ein altes
Gerichtssiegel mit der Martinsdarstellung besitzt und diesen Heiligen
bisher auch im - ungenehmigten - Wappen führte, erheben wir keine
Einwände gegen eine weitere Verwendung im Ortswappen. Doch sollte auf
den Pfälzer Löwen verzichtet und die Beziehung zur Kurpfalz durch die
Wappenfarben Gold und Schwarz ausgedrückt werden. Der grüne Grund ist
bei blauem Feld unzulässig, weshalb ich den aus der Anlage ersichtlichen
geringfügigen Änderungsvorschlag unterbreiten möchte, wobei ich mit der
Zustimmung der Ortsgemeinde rechne.
Der Gemeinderat war zwar mit dem schwarz- goldenen Streifen am
Schildfuß einverstanden, wollte aber nicht die Sterne aufnehmen. Die
Sterne über der Martinsfigur sollten erhalten bleiben. Man schloss sich
damit dem Wappenvorschlag des Professors Dr. Leitermann an, den er im
Wappenbuch des Landkreises Bingen aus dem Jahre 1956 veröffentlicht
hatte. Er lautete:
Wappenbeschreibung
Im Schildfuß ein schwarzer und goldener Streiten. Darüber vor blauem
Himmel der nach rechts reitende Hl. Martinus mit dem Bettler, begleitet
von vier goldenen Sternen.
Wappenbegründung
Der Ort gehörte seit dem Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts
zur Kurpfalz. Das 1697 datierte große Gerichtssiegel zeigt das
obenbeschriebene Wappenbild in einem Siegeloval. Einen
Original-Siegelabdruck besitzt die Ortsbürgermeisterei
Nieder-Hilbersheim. St. Martinus ist der örtliche Kirchenpatron. Der
goldene und schwarze Streifen im Schildfuß entsprechen den pfälzischen
Wappenfarben und sind ein Hinweis auf die Ortsherren bis zum 18.
Jahrhundert.
Am 14. September 1981 verlieh die Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz der Gemeinde das heutige Wappen.