Die Ortsgemeinde Ober-Hilbersheim darf seit dem 14. September 1981 ein Wappen führen.
Erläuterung zum Wappen aus der Heimatbeilage der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim Nr. 8 vom Februar 1992
Bereits das älteste Ober-Hilbersheimer Gerichtssiegel aus den Jahren
1574 bis 1663 trug den Pferdekopf mit herausgestreckter Zunge. Das
Siegel trug die Umschrift:
+ OBER-HILBERSHEIMER + S(IGEL) GERICHTS +
Abdrücke hiervon befinden sich im Landesarchiv in Speyer und im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.
Das gleiche Schildbild hatte das Siegel des Gerichts von 1796.
Farben sind jedoch nicht überliefert. Da der Ort ursprünglich zur
vorderen Grafschaft Sponheim gehörte, sind die alten Wappenfarben der
vorderen Grafschaft gewählt, nämlich der goldene Pferdekopf auf blauem
Grund.
Auch Brilmayer zeigt unter Ober-Hilbersheim das besagte Wappenbild.
Professor Dr. Leitermann begründete das Wappen mit dem Pferdekopf in der Allgemeinen Zeitung vom 2. Oktober 1976 wie folgt:
Der Ort gehörte im Mittelalter zur Grafschaft Sponheim, war nach
deren Aussterben (1473) Gemeinschaftsbesitz von Baden und Kurpfalz, seit
1707 bis in die napoleonische Zeit nur kurpfälzisch. Die überlieferten
historischen Gerichtssiegel und ihr Wappenbild weisen nicht auf die
Ortsgeschichte hin. Die Gerichtssiegel des 17. und 18. Jahrhunderts
zeigen bis 1791 als Wahrzeichen von Ober-Hilbersheim einen nach rechts
blickenden Pferdekopf. Er ist wahrscheinlich zu denken als ein Hinweis
auf die örtliche, weithin bekannte und angesehene Pferdezucht. Die
Farbgebung des Wappenbildes ist historisch nicht überliefert. Im
„Wappenbuch des Landkreises Bingen“ (1956) wird als Wappenbeschreibung
vorgeschlagen:
„In Blau ein nach rechts blickender silberner Pferdekopf.“ Eine
moderne Fahne des örtlichen Sportvereins zeigen die gleichen Farben des
Wappens, für das bis heute keine amtliche Verleihung vorliegt.
Während in den Nachbargemeinden die Grenzsteine die Wappen der
Ortsgerichte bzw. der Gemeinden trugen, zeigten die Grenzsteine von
Ober-Hilbersheim auf der einen Seite die großen Buchstaben C P für Kurpfalz und auf der anderen Seite den pfälzischen Löwen.
Während der französischen Zeit, 1798 - 1814 trug das Ortssiegel
zunächst eine allegorische Figur der Republik mit Lanze und
Jakobinermütze und die Revolutionsparolen
FREIHEIT - GLEICHHEIT – BRÜDERLICHKEIT
und die Umschrift
MAIRIE DE OBERHILBERSHEIM
(Bürgermeisterei von Ober-Hilbersheim) und ab 1802 den napoleonischen Adler mit gleicher Umschrift.
Nach der Übernahme unseres Gebietes im Jahre 1816 durch das
Großherzogtum Hessen und bei Rhein trugen die Siegel zunächst keine
Wappenfiguren, sondern nur die Ortsbezeichnungen. Die gemeinsame
Bürgermeisterei mit Appenheim blieb jedoch bis 1822 erhalten, so dass
die Gemeinde bis zu diesem Jahre kein eigenes Siegel hatte.
Ab 1822 trug das Siegelrund einen gekrönten Schild mit dem hessischen Löwen und der Umschrift:
+ GR. HESS. BÜRGERMEISTEREI OBERHILBERSHEJM +.
Das Standesamtssiegel trug die Umschrift
DER STANDESBEAMTE IN OBER-HILBERSHEIM.
1919 wurde aus dem Großherzogtum Hessen der Volksstaat Hessen. Man
führte das alte Siegel jedoch zunächst weiter. Man schnitt die
Buchstaben G.H. für Großherzogliche einfach aus dem Siegelrund
heraus. 1922 führte man neue Siegel ein. Das Wappenbild mit dem
hessischen Löwen hielt man jedoch bei. Anstelle der großherzoglichen
Krone erhielt das Wappenschild eine so genannte Volkskrone. Die
Umschrift lautete nun
+ VOLKSSTAAT HESSEN +
+ BÜRGERMEISTEREI OBER-HILBERSHEIM +
Der Standesbeamte erhielt ein ähnliches Siegel.
1933 schufen die Nazis die Selbstverwaltung der Gemeinden fast
völlig ab. Konsequenterweise waren damit selbständige Wappen und Siegel
der Gemeinden nicht mehr zugelassen und das Ober-Hilbersheimer Siegel
erhielt, wie alle Gemeinden und sonstige öffentliche Einrichtungen, den
nationalsozialistischen Adler.
Die Gemeinde ließ sich ihr Wappen jedoch nicht nehmen und führte in
ihren Briefköpfen. Das Wappen mit dem Pferdekopf von der Mitte der 30er
Jahre bis etwa 1955 weiter.
Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1945 verboten diese alle
Nazi-Symbole. Während in den Nachbargemeinden einfach das Hakenkreuz aus
den Siegeln geschnitten wurde, führten sowohl das Standesamt als auch
die Gemeinde bis zum Jahre 1966 wieder die Siegel, die sie während der
Weimarer Republik geführt hatten. Man hatte diese wohl nicht
weisungsgemäß vernichtet, sondern sorgfältig aufbewahrt. Doch bald
besann man sich wieder der alten Tradition und führte, ohne lange zu
fragen, im Jahre 1966 das alte Wappen wieder ein. Ein Siegel mit dem
Pferdkopf im Wappen zeigte die Umschrift
Der Bürgerm. d. Gemeinde O-Hilbersheim Krs. Bingen.
Es war bis 1950 in Gebrauch.
Auch der Standesbeamte führte von 1947 bis 1950 den Pferdekopf im
Wappen. Ab 1950 zeigte das Standesamtssiegel bis zur Auflösung des
Standesamtes im Jahre 1972 das Wappen von Rheinland-Pfalz.
1980 wollte man sich nun auch ein Wappen genehmigen lassen. Ein
anderes Wappenbild, als der Pferdekopf, war nie in der Diskussion. Dr.
Leitermann fertigte nun einen Entwurf. Der Rat nahm diesen Entwurf am
25. März 1980 einstimmig an. Er zeigte einen silbernen Pferdekopf mit
herausgestreckter Zunge auf blauem Grund. Da zu gleicher Zeit Professor
Dr. Leitermann verstarb, bearbeitete sein langjähriger Mitarbeiter, Herr
Hans Kaufmann, die weiteren Zeichnungen.
Das Landesarchiv teilte der Gemeinde daraufhin mit, dass die Farben Blau und Gold sinnvoll begründet sind. Der
Hinweis auf die Fahne des Sportvereins genügt nicht, da sich die
Ortsgemeinde ja nicht mit einem Fußballverein identifizieren will.
Der Gemeinderat stimmte nun dem Vorschlag des Landesarchives Speyer am 16. Dezember 1980 zu.
Das Landesarchiv Speyer stellte mit Gutachten vom 13. August 1981 fest:
Ein bis Ende 1574 zurückreichendes Gerichtssiegel von
Ober-Hilbersheim zeigt einen nach rechts blickenden Pferdekopf, dessen
Herkunft nicht geklärt ist und im Wappenbuch des Landkreises Bingen von
Leitermann auf eine alte Pferdezucht zurückgeführt wird.
Ober-Hilbersheim war ursprünglich sponheimisch, gehörte seit 1437 beim
Erlöschen der Hinteren Grafschaft Sponheim zum gemeinsamen Besitz der
Markgrafen von Baden und der Grafen von Veldenz, die bereits sieben
Jahre später von Pfalz-Zweibrücken beerbt wurden, dem auch 1707 der
badische Anteil zufiel. In Übereinstimmung mit Demandt-Renckhoff sind
die Farben der Grafschaft Sponheim gewählt worden, sodass die
Beschreibung des Wappens lautet:
In Blau ein nach rechts blickender goldener Pferdekopf.
Dieses Wappen ist historisch begründet und heraldisch in seiner Schlichtheit sehr gelungen; wir empfehlen seine Genehmigung.
Gleichzeitig verschwand die herausgestreckte Zunge.
Am 14. September 1981 genehmigte die Bezirksregierung das heutige
Wappen. Seit dieser Zeit führt die Gemeinde ihr Siegel mit dem
genehmigten Wappen und der Umschrift:
+ Ortsgemeinde Ober-Hilbersheim + Landkreis Mainz-Bingen