Wappen Ockenheim

In Silber ein gestürzter blauer Sparren.

Die Ortsgemeinde Ockenheim darf seit 17. November 1983 ein Wappen führen.

Zu sehen ist das Wappen von OckenheimErläuterung zum Wappen aus der Heimatbeilage der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim Nr. 9 vom März 1992

Bereits das älteste Ockenheimer Gerichtssiegel aus dem Jahre 1477 trug den Sparren mit der Spitze nach oben. Das Siegel hatte die Umschrift

SIEGEL DES GERICHTS VON + OCKENHEIM +

Brilmayer zeigt unter Ockenheim das besagte Wappenbild. Unter dem Sparren befindet sich ein kleines w mit einem Punkt. Es konnte nicht ergründet werden, welche Bedeutung dem zukommen soll.

1735 muss die Grenze der Gemeinde neu abgesteint worden sein. Mehrere Grenzsteine aus dieser Zeit zeigen den gestürzten Sparren. Ein Grenzstein (Dreimärker) aus dem Jahre 1759 zeigt aber wieder den Ockenheimer Sparren in der ursprünglichen Form, nämlich mit der Spitze nach oben. Die anderen Seiten zeigen das Gau-Algesheimer, Doppelrad und die Gaulsheimer Gabel.

Während der französischen Zeit trug das Ortssiegel von 1798 bis 1800 eine allegorische Figur der Republik mit Lanze und Jakobinermütze und den Revolutionsparolen

FREIHEIT - GLEICHHEIT – BRÜDERLICHKEIT

und die Umschrift

MAIRIE D ‘OCKENHEIM

(Bürgermeisterei von Ockenheim) und anschließend bis zum Jahr 1805 ein Siegel mit der Umschrift

*DEPARTEMENT DU MONTTONNERE *

Dort wo sich sonst das Wappenbild befindet, stand die Inschrift

MAIRIE D’ OCKENHEIM

Ab 1805 trug das Siegel den napoleonischen Adler mit der Umschrift:

MAIRIE D’ OCKENHEIM

Unter dem Adler stand:

MONT-TONNERRE

Nach der Übernahme unseres Gebietes im Jahre 1816 durch das Großherzogtum Hessen und bei Rhein trugen die Siegel zunächst keine Wappenfiguren, sondern nur die Ortsbezeichnungen. Ab 1822 trug das Siegelrund einen gekrönten Schild mit dem hessischen Löwen und der Umschrift:

+ GR. HESS. BÜRGERMEISTEREI OCKENHEIM +

Das Standesamtssiegel trug die Umschrift

GR. HESS. STANDESAMT OCKENHEIM

1919 wurde aus dem Großherzogtum Hessen der Volksstaat Hessen. Man führte das alte Siegel jedoch zunächst weiter. Erst 1921 schnitt man die Buchstaben G.H. für Großherzogliche aus dem Siegelrund heraus und 1922 führte man neue Siegel ein. Das Wappenbild mit dem hessischen Löwen hielt man jedoch bei. Anstelle der großherzoglichen Krone erhielt das Wappenschild eine so genannte Volkskrone. Die Umschrift lautete nun

+VOLKSSTAAT HESSEN +
+ BÜRGERMEISTEREI OCKENHEIM +


Der Standesbeamte, der Schulvorstand der Volksschule Ockenheim und das Ortsgericht erhielten ähnliche Siegel.

1933 schufen die Nazis die Selbstverwaltung der Gemeinden fast völlig ab. Konsequenterweise waren damit selbständige Wappen und Siegel der Gemeinden und Länder nicht mehr zugelassen und das Ockenheimer Siegel erhielt, wie alle Gemeinden und sonstige öffentliche Einrichtungen, den nationalsozialistischen Adler. Gleiches erfolgte 1937 für das Standesamtssiegel sowie das Siegel der Volksschule Ockenheim.

Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1945 verboten diese alle Nazi-Symbole. Während in den Nachbargemeinden einfach das Hakenkreuz aus den Siegeln geschnitten wurde, führte die Gemeinde bereits ab Juni 1945 ein Siegel ohne Wappenbild ein mit der Aufschrift:

Gemeinde
OCKENHEIM
Kreis Bingen.

Es blieb bis 1947 im Gebrauch.

Doch bald besann man sich der alten Tradition und führte, ohne lange zu fragen, im Jahre 1947 das alte Wappen mit dem Sparren wieder ein. Es zeigte die Umschrift

GEMEINDE OCKENHEIM.

Es war bis 1950 in Gebrauch. Die Umschrift wurde nun in

DER BÜRGERMEISTER DER GEMEINDE OCKENHEIM

umgewandelt.

Auch der Standesbeamte führte von 1947 bis 1951 den Sparren im Wappen. Ab 1951 zeigte das Standesamtssiegel bis zur Auflösung des Standesamtes im Jahre 1972 das Wappen von Rheinland-Pfalz.
Zumindest bis 1951 führte auch die Volksschule Ockenheim das Sparrenwappen.

1983 wollte sich die Gemeinde nun auch ihr Wappen genehmigen lassen. Es herrschte einhellige Meinung darüber, dass nur ein Wappen in der bisherigen Form infrage käme. Die Verbandsgemeinde ließ deshalb beim Wappenzeichner Antonius Hauser in Karlsruhe eine Reinzeichnung fertigen und beantragte nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderates vom 18. August 1983 beim Landesarchiv in Speyer ein Gutachten.
Das Landesarchiv Speyer stellte mit Gutachten vom 14. September 1983 fest:
Das Siegel des Gerichts Ockenheim von 1477 an - 1457 hatte die Gemeinde noch kein Siegel - zeigt den Sparren oder Winkelhaken der Herren von Ockenheim, genannt von Ingelheim, ursprünglich in nicht gestürzter, dann in gestürzter Form. Noch die Maskopp’schen Risse von 1577 zeigen den nicht gestürzten Sparren, allerdings rot in Gold. (Hierzu vgl. K.E. Demandt-Renckhoff, Hessisches Ortswappenbuch. 1956 S. 128 bzw. 133 Nr. 479 und H. Leitermann, Wappenbuch des Landkreises Bingen, 1956 S. 35 und Anhang. Abbildung). Während Demandt-Renckhoff einen gestürzten Sparren in den Maskopp’schen Farben vorschlagen (a.a.O. S. 133) verwendet Leitermann zwar ebenfalls den jüngeren Sparren, doch er übernimmt die Farben der Herren von Ockenheim (a.a.O. S. 35). Die Gemeinde wünschte letztere, inzwischen eingebürgerte Wappentinktierung, so dass das Wappen von Ockenheim wie folgt beschrieben wird:
In Silber ein gestürzter blauer Sparren.
Das Wappen ist heraldisch einwandfrei und entspricht den historischen Gegebenheiten; die Genehmigung wird empfohlen.


Am 17. November 1983 genehmigte die Bezirksregierung das heutige Wappen. Seit dieser Zeit führt die Gemeinde Ihr Siegel mit dem genehmigten Wappen und der Umschrift

+ ORTSGEMEINDE OCKENHEIM +
LANDKREIS MAINZ-BINGEN


Seit 1990 trägt das Dienstsiegel der Gemeinde die Umschrift

+ GEMEINDE OCKENHEIM +
VERBANDSGEMEINDE GAU-ALGESHEIM


Das Wappen wird in nichtamtlichen Urkunden oft mit Mauerkrone und barocker Lilienverzierung geführt. Die Mauerkrone ist aber in der Regel den Städten vorbehalten.