Die Ortsgemeinde Schwabenheim darf seit dem 17. November 1983 ein Wappen führen.
Erläuterung zum Wappen aus der Heimatbeilage der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim Nr. 13 vom Juni 1992
Seit dem 15. Jahrhundert führt das Schwabenheimer Gerichtssiegel den Adler im Siegelrund. Es trug die Umschrift:
DER GERICHTS ZV SWAB...
Ein Siegel aus dem Jahre 1631 hatte die Umschrift:
S(IGEL) RADT ZV SAVER SCHWOBENUM.
Beide Siegel, die den einköpfigen Adler tragen, befinden sich im Stadtarchiv Marburg, Siegelsammlung.
Auch Brilmayer hat das Wappen mit dem einköpfigen Adler abgebildet.
Erst im Gerichtssiegel von 1761 erscheint der Doppeladler. Dieses Siegel
hatte die Umschrift:
SIEGEL DES RAT SAVER SCHWABENHEIM.
Am Rathaus befindet sich ein interessanter Wappenstein mit dem
Wappen der Kurpfalz und der Jahreszahl 1742. Während der französischen
Zeit trug das Ortssiegel von 1798 bis 1800 eine allegorische Figur der
Republik mit Lanze und Jakobinermütze sowie die Umschrift:
SAUERSCHWABENHEIM
und anschließende bis zum Jahr 1805 ein Siegel mit der Umschrift:
* DEPARTEMENT DU MONT TONNERE *
Dort wo sich sonst das Wappenbild befindet, stand die Inschrift
MAIRIE DE SAUERSCHWABENHEIM
Ab 1805 trug das Siegel den napoleonischen Adler mit der Umschrift:
MAIRIE DE SAUERSCHWABENHEIM
Unter dem Adler stand:
Mont-Tonnere
Nach der Übernahme unseres Gebietes im Jahre 1816 durch das
Großherzogtum Hessen und bei Rhein trugen die Siegel zunächst keine
Wappenfiguren, sondern nur die Ortsbezeichnungen. Ab 1822 trug das
Siegelrund einen gekrönten Schild mit dem hessischen Löwen und der
Umschrift:
+ GR. HESS. BÜRGERMEISTEREI SAUER-SCHWABENHEIM +
Das Standesamtssiegel trug die Umschrift:
GR. HESS. STANDESAMT SAUER-SCHWABENHEIM.
Nachdem die Gemeinde im Jahre 1904 in Schwabenheim an der Selz
umbenannt wurde bekamen die Gemeinde und das Standesamt neue Siegel mit
dem neuen Gemeindenamen.
1919 wurde aus dem Großherzogtum Hessen der Volksstaat Hessen. Man,
führte das alte Siegel jedoch zunächst weiter. Erst 1921 schnitt man die
Buchstaben G.H. für Großherzogliche aus dem Siegelrund heraus; 1922
führte man neue Siegel ein. Das Wappenbild mit dem hessischen Löwen
hielt man jedoch bei. Anstelle der großherzoglichen Krone erhielt das
Wappenschild eine so genannte Volkskrone. Die Umschrift lautete:
+ VOLKSSTAAT HESSEN +
+ BÜRGERMEISTEREI SCHWABENHEIM +
Die Zusatzbezeichnung an der Selz wurde abgekürzt a. S. Dieser
Zusatz wurde oft nicht benutzt. Auch heute wird er kaum noch gebraucht
obwohl die Gemeinde immer noch offiziell so heißt. Selbst in
Landesgesetzen lässt man die Zusatzbezeichnung weg. So z.B. im 13.
Verwaltungsvereinfachungsgesetz, mit dem die Verbandsgemeinde
Gau-Algesheim gebildet wurde.
Der Standesbeamte, der Schulvorstand der Volksschule Schwabenheim und das Ortsgericht erhielten ähnliche Siegel.
1933 schufen die Nazis die Selbstverwaltung der Gemeinden fast
völlig ab. Konsequenterweise waren damit selbständige Wappen und Siegel
der Gemeinden nicht mehr zugelassen und das Schwabenheimer Siegel
erhielt, wie alle Gemeinden und sonstige öffentliche Einrichtung den
nationalsozialistischen Adler. Gleiches er folgte für das
Standesamtssiegel (1937) und das Siegel der Volksschule Schwabenheim.
Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1945 verboten diese alle
Nazi-Symbole. Während das Gemeindesiegel eine neue Form erhielt schnitt
der Standesbeamte einfach das Hakenkreuz aus dem Siegel heraus. Die
Gemeinde führte sofort ein Siegel ohne Wappenbild ein, mit der
Umschrift:
GEMEINDE SCHWABENHEIM KREIS MAINZ-BINGEN
Es blieb bis 1947 Im Gebrauch.
Ab 1946 führte das Standesamtssiegel dort, wo sich sonst das Wappenbild befindet, die
Schrift:
Dienstsiegel
Die Umschrift lautete:
STANDESBEAMTER IN SCHWABENHEIM a.S.
Doch bald besann man sich der alten Tradition und führte, ohne lange
zu fragen, im Jahre 1946 ein neues Wappenbild ein. Man benutzte das am
Rathaus befindliche kurpfälzische Wappenbild mit der Umschrift:
Der Bürgermeister der Gemeinde Schwabenheim (Selz).
Brilmayer schreibt hierzu: Das Dorf führte ursprünglich den
schwarzen Reichsadler im goldenen Felde als Wappen, später, vom Jahre
1742 an, nahm es das Wappen Karl Philipp, Kurfürst von der Pfalz an.
Dieses Wappen ist jetzt noch am Rathaus vorhanden. Hier irrt Brilmayer,
denn es ist kein Siegel überliefert, das dieses wenig geeignete
Barockwappen trägt.
Ab 1951 zeigte das Standesamtssiegel bis zur Auflösung des
Standesamtes im Jahre 1972 das Wappen von Rheinland-Pfalz. Mit dem
barocken kurpfälzischen Wappen war die Gemeinde offensichtlich nicht
zufrieden. Man fragte deshalb beim Landratsamt an, ob man den
doppelköpfigen Reichsadler im Wappen führen dürfe. Der Landrat teilte
mit, da keine Bedenken bestünden, den Reichsadler im Wappen zu führen.
1983 wollte man sich nun dieses Wappen offiziell genehmigen lassen.
In der Gemeinde bestand einhellige Meinung darüber, da der Reichsadler
erhalten bleiben müsse.
Im Wappenbuch von Demandt-Renckhoff war bereits der geteilte Adler
als Wappenvorschlag enthalten. Der Verfasser dieses Artikels schlug der
Gemeinde vor, dem Vorschlag Demandt-Renckhoff zu folgen. Der Gemeinderat
folgte In seiner Sitzung vom 6. Juli 1983 einstimmig diesem Vorschlag.
Das Landesarchiv in Speyer stellte in seinem Gutachten vom 7.September 1983 fest:
Das Wappen der Ortsgemeinde Schwabenheim, Verbandsgemeinde Gau-Algesheim, wird wie folgt beschrieben:
In Gold und Schwarz gespaltenem Schild ein doppelköpfiger Reichsadler in verwechselten Farben.
Das Wappen geht auf ein Gerichtssiegel des 15. Jahrhunderts und auf
ein Gemeindesiegel von 1531 zurück, die beide den einköpfigen
Reichsadler zeigen. Sie zeigen damit an, dass Schwabenheim - vom 14.
Jahrhundert bis 1904 Sauer-Schwabenheim genannt - zu den Reichsdörfern
im Ingelheimer Grund gehörte, die 1407 an Kurpfalz fielen. Für 1564 ist
noch der einköpfige Reichsadler, seit 1761 auf einem in das 17.
Jahrhundert zurückreichende Siegel aber bereits der doppelköpfige Adler
nachgewiesen. Leitermann ... bildet diesen doppelköpfigen Adler als
Wappen ab und zeichnet ihn in den Reichsfarben, die auch die Farben der
Kurpfalz sind, schwarz in Gold.
… Demandt – O. Renckhoff ... hat den Schild gespalten und auch den
Adler, „um ihn von den anderen Reichsadlern zu unterscheiden und als
örtliches Wappenbild zu individualisieren“. Die Vorlage entspricht dem
Wappen bei Demandt-Renckhoff. Dieses ist heraldisch wie auch unter
historischen Gesichtspunkten einwandfrei; die Genehmigung wird
empfohlen.
Am 17. November 1983. genehmigte die Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz das heutige Wappen.
Seit dieser Zeit führt die Gemeinde Ihr Siegel mit dem genehmigten Wappen und der Umschrift:
+GEMEINDE SCHWABENHEIM+
Verbandsgemeinde Gau-Algesheim