Obstanbau hat in dieser Region eine lange Tradition und prägt die Landschaft und Kultur. So ist es nicht verwunderlich, dass der Landkreis Mainz-Bingen einen Hot-Spot des Obstanbaus in Rheinland-Pfalz darstellt. Allein in der Verbandsgemeinde bewirtschaften 26 Betriebe auf einer Fläche von 137 ha Baumobstkulturen.
Eine besondere Nutzungsform stellt die Streuobstwiese dar.
Als solche gilt ein Bestand an einzelnen, hochstämmigen Bäumen verschiedener
Obstsorten. Streuobstwiesen gelten im Vergleich zu anderen landwirtschaftlich
genutzten Flächen als Hochburg des Artenreichtums. Bedingt ist dies durch die
extensive Bewirtschaftung, bei der weitestgehend auf Pestizide und Dünger
verzichtet wird, und die Strukturvielfalt durch Bäume verschiedenen Alters und
verschiedener Sorten. Besonders alte Bäume weisen viele verschiedene
Kleinstlebensräume, wie Baumhöhlen oder Totholz, auf.
Zu den Bewohnern der Streuobstwiesen zählen viele verschiedene Tierarten. Vor
allem Vögel finden in den höhlenreichen Stämmen der Bäume Platz. Für viele
Vögel sind Streuobstbestände der in der heutigen Landschaft noch einzig in
Frage kommende Lebensraum. Als charakteristische Art gilt der Steinkauz. Mit
dem Rückgang der Streuobstwiesen, hin zu intensiv genutzten, niederstämmigen
Monokulturen, nahm und nimmt der Bestand der Art deutlich ab. So findet sich
der Steinkauz auf der Roten Liste wieder und wird als stark gefährdet
eingestuft. Deutschlandweit wird der
Bestand nur noch auf etwa 6000 Paare geschätzt.
Sicherlich ist es nicht jedem möglich, eine hektargroße Streuobstwiese
anzulegen. Ein kleiner Beitrag kann jedoch auch schon im heimischen Garten geleistet
werden. Wenn Sie Platz für einen oder mehrere Obstbäume im Garten finden,
bieten Sie Lebensraum und Nahrungsangebot an. Lesen Sie dazu auch im Kapitel
Vögel nach, welche Gehölze besonders vorteilhaft sind.
Um den Obstbaum ideal als naturnahes Idyll zu gestalten, bietet es sich an, dem
Alterungsprozess nachzuhelfen und mithilfe von Nistkästen Höhlen und Nischen
nachzuahmen. Eine Bauanleitung einer Steinkauzröhre finden Sie hier.
Zur Streuobstsorte des Jahres 2019 wurde vom Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. in Rheinland-Pfalz
und dem Saarland der „Moseleisenapfel“ gekürt. Zu finden ist diese Sorte noch
gelegentlich im Saar-Mosel-Raum, am Mittelrhein sowie in Luxemburg und Belgien.
Der Moseleisenapfel hat über die Jahre seine Stellung als Tafelapfel
weitestgehend verloren und wird vorwiegend als Mostapfel verwendet. Die Sorte
wurde somit immer seltener und gilt als stark gefährdet. Soll der Garten mit
einem Obstbaum geziert werden, warum dann nicht mit einem Moseleisenapfel?